Beim Labor beginne ich vorzugsweise mit einer ausführlichen Stuhldiagnostik, da die Zusammensetzung unserer individuellen Darmflora - das Mikrobiom - auch die Qualität unseres Blutes beeinflussen kann.


Stuhluntersuchungen sind im Laufe der Jahre zu dem wichtigsten und aussagekräftigsten Teil meiner Diagnostik geworden. Es hat sich gezeigt, dass die Ursachen sehr vieler Erkrankungen im Darm zu finden sind bzw. durch den Zustand der physiologischen Darmflora und der Darmschleimhaut beeinflusst werden.


Dysbiose/Pilzdiagnostik
Dieses Verfahren beeinhaltet die Bestimmung der physiologischen Darmflora inklusive der Pilzdiagnostik. Aus dem Ergebnis dieser Untersuchung kann eine gezielte antimykotische Therapie und Symbioselenkung zum Wiederherstellen einer natürlichen Darmflora entwickelt werden.


Alpha-1-Antitrypsin als Marker für den enteralen Eiweißverlust und Sekretorisches IgA als Aktivitätsmarker des Mucosa-Immunsystems und der Schleimhautpermeabilität empfehlen sich bei Verdacht auf immunologische Insuffizienz der Darmschleimhaut als Ursache pseudoallergischer Prozesse wie Histamin-, Laktose- und Fruktoseintoleranz.


Pankreas Elastase
Empfiehlt sich bei Verdacht auf sekretorische Pankreasinsuffizienz. Sie wird parallel zu den Verdauungsenzymen Lipase, Amylase und Trypsin vom Pankreas sezerniert und in den Darm ausgeschüttet. Da die Elastase im Darm nicht gespalten wird, ist sie im Stuhl entsprechend der Sekretion nachweisbar. Erniedrigte Werte bedeuten Exokrine Pankreasinsuffizienz.


Calprotectin
Empfiehlt sich bei Verdacht auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Es ist ein Protein, das bei diesen Erkrankungen vermehrt durch die Darmwand ausgeschieden wird. Normalwerte finden sich bei Gesunden und bei Menschen mit funktionellen Darmproblemen wie dem Reizdarmsyndrom, mäßig erhöhte Werte sind bei Tumoren sowie Infekten nachweisbar, stark erhöhte Werte dagegen bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Calprotectin dient daher bei chronischen Darmbeschwerden zur Unterscheidung einer entzündlichen, tumorösen von einer funktionellen Ursache. Es eignet sich als Frühmarker und Aktivitätsmarker bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen als Therapiemonitoring.


Beta-Defensin
Die Defensine als Bestandteil des angeborenen Immunsystems besitzen ein breites antimikrobielles Wirkungsspektrum gegenüber Protozoen (Lamblien), Candida, Viren (Herpes) und Bakterien (E. coli, Salmonellen, Chlamydien usw.). Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, besonders bei M. crohn, könnte eine mangelnde Expression von Defensinen ursächlich für die Pathogenese dieser Erkrankung sein. In der intestinalen Mucosa von M. crohn-Patienten beobachtet man häufig eine große Keimbelastung potentiell pathogener Errreger in den entzündlich veränderten Schleimhautarealen, die mit einem Mangel oder Fehlen bestimmter beta-Defensine einhergehen. Dies hat zur Folge, dass die Barrierefunktion der Schleimhäute geschwächt und der Invasion von Keimen Tür und Tor geöffnet ist. M. crohn wäre demnach ein Defensin-Mangelsyndrom. Bei Colitis ulcerosa konnte bisher kein Defensinmangel nachgewiesen werden. Erniedrigte Beta-Defensin-Werte weisen somit auf eine Permeabilitätsstörung (Leaky-Gut-Syndrom, M. crohn) hin, erhöhte Werte dagegen auf lokale Entzündungen der Darmmukosa.


Die Durchführung der Stuhluntersuchung nach der Methode Dysbiose/Pilzdiagnsotik + X (z. B. Parasiten) berücksichigt alle oben genannten Punkte und hat sich im Laufe der vergangenen Jahren insbesondere bei gesetzlich versicherten Patienten, die Untersuchungen aus eigener Tasche zahlen müssen, bewährt.