Vollwertkost/Vollwert-Ernährung/vollwertige Ernährung

Konzept

Der Begriff „Vollwertkost“ geht auf den deutschen Bakteriologen und Hygieniker Werner Kollath (1892-1970) zurück. In seinem 1942 veröffentlichten Buch „Die Ordnung unserer Nahrung“ bezeichnete er als Vollwertkost jene Kost, die „alles enthält, was der Organismus zu seiner Erhaltung und zur Erhaltung der Art benötigt“. Lebensmittel unterteilte er in sechs „Wertstufen“, je naturbelassener und weniger verarbeitet ein Lebensmittel, desto wertvoller für die Ernährung. Kollaths Werk gilt als Grundlage der Vollwert-Ernährung, deren heutiges Konzept von den Ernährungswissenschaftlern Karl von Koerber, Claus Leitzmann und Thomas Männle entwickelt wurde und in der Gießener Vollwert-Ernährungs-Studie (Ende der 1990er Jahre) wissenschaftlich belegt wurde (s. u.).

Neben positiven Effekten für Gesundheit und Wohlbefinden bedeutet eine vollwertige Ernährung auch die Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte. So sollten die Lebensmittel z. B. aus kontrolliert-biologischem und regionalem Anbau stammen, unter sozialverträglichen Bedingungen hergestellt worden sein (z. B. Fair Trade) und aus Gründen der Umweltverträglichkeit unverpackte Lebensmittel bzw. Mehrwegsysteme bevorzugt werden.

Ernährungsgrundlagen und -empfehlungen
Die Vollwert-Ernährung ist eine laktovegetabile Kost (eine vollwertige, überwiegend pflanzliche Kost), die möglichst frische, naturbelassene, unbehandelte Lebensmittel bevorzugt. Als vollwertig gilt eine Ernährung, wenn sie alle nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge, in der richtigen Form und im richtigen Verhältnis enthält.

Als das richtige Verhältnis gilt bei der Vollwert-Kost eine Kalorienzufuhr, die sich zu 50-60% aus Kohlenhydraten, zu 30% aus Fett und maximal 20% aus Eiweißen zusammensetzt. Empfohlen werden viel Gemüse und Obst mit hohem Rohkostanteil, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Vollkornprodukte, kalt gepresste native Öle und als Süßungsmittel Honig, Rohrzucker oder Dicksäfte.

Fisch sollte ein- oder zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen, Milch und Milchprodukte in Maßen, Fleisch und Wurst nicht täglich gegessen werden (die vollwertige Ernährung kann auch vegetarisch sein).

Bevorzugt werden Mineralwasser, Saftschorlen oder ungesüßte Früchte- oder Kräutertees. Schwarzer Tee, Kaffee oder Alkohol sollten gemieden werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (s. u.) empfiehlt bei der vollwertigen Ernährung:
Vielseitig zu essen
Wenig Zucker und Salz
Wenig tierische Fette und fettreiche Lebensmittel
Schonende Zubereitung der Lebensmittel
5 Portionen Obst und Gemüse täglich
Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln
Täglich Milch- und Milchprodukte, möglichst fettarm, Eier in Maßen
Max. 300-600g fettarmes Fleisch oder Wurst pro Woche
Ein- bis zweimal Fisch pro Woche
1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit am Tag

Daneben spielen im Rahmen eines vollwertigen Ernährungskonzepts neben sorgfältiger Auswahl und schonender Zubereitung auch der bewusste Genuss der Speisen und ein ausgewogenes Maß an Bewegung eine wichtige Rolle.

Anwendungs
Eine abwechslungsreiche, fett- , purin- und cholesterinarme vollwertige Ernährung mit frischen und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln ist als langfristiges Ernährungskonzept für Gesundheit und Wohlbefinden empfehlenswert. Außerdem eignet sie sich als Basisernährung bei nahezu allen Erkrankungen.