Antlitzdiagnose

Geschichte und Grundlagen
Die Antlitzdiagnose (auch Pathopysiognomik: pathos = Leiden, physis = Körper, gnoma = Kennzeichen) ist ein uraltes Verfahren, mit dem versucht wird, vom sichtbaren Äußeren eines Menschen (seinem Antlitz = Gesicht) auf sein verborgenes Inneres zu schließen. Erste Zeugnisse dieser Methode finden sich in China, dort "SiangMien" genannt, übersetzt "Gesichterlesen".

Doch auch in unserem Kulturkreis hat die Antlitzdiagnose eine lange Tradition. Schon in der Antike und im Mittelalter versuchten so bedeutende Heilerpersönlichkeiten wie Hippokrates (5. Jh. v. Chr.) und Paracelsus (Philippus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493-1541) aus der Betrachtung der äußeren Zeichen des Gesichts Rückschlüsse für ihre Arbeit zu ziehen. In unserer Zeit entwickelten u. a. H.-D. Bach, W. Castrian, N. Ferronato, F. G. Fleck, C. Huter, Dr. Markgraf oder Dr. Schüßler umfassende Diagnosemodelle.

Alle diese Modelle verbindet, dass sie von äußeren Merkmalen des Gesichts auf innere Prozesse und Erkrankungen, auf körperliche Beschwerden, seelische Zustände und die Persönlichkeit des Menschen schließen. Gefühle wie Freude oder Angst spiegeln sich in jedem Gesicht wider und sind auch für Laien gut zu erkennen. Rückschlüsse auf den Zustand innerer Organe ermöglichen jedoch erst umfangreiches Wissen und langjährige Erfahrung.

Der in der Antlitzdiagnose geübte Heilpraktiker sieht das Gesicht als Spiegel des Organismus. Er teilt das Gesicht in Ausdruckszonen ein, die mit bestimmten inneren Organen und Befindlichkeiten in Zusammenhang stehen sollen. An Veränderungen der Ausdruckszonen an der Stirn, den Augenbrauen, Wangen, Lidern, Schläfen und Ohren sowie an Nase, Mund oder Kinn erkennt der erfahrene Betrachter Hinweise auf die angelegten seelischen und körperlichen Stärken und Schwächen des Individuums. Hier sieht der Kundige schon früh sich entwickelnde, entweder noch unbemerkte oder bereits mit Beschwerden einhergehende, Erkrankungen.

Diese Veränderungen sind Ausdruck eines "krankhaft" veränderten Stoffwechsels und zeigen sich an der Haut. Ist sie rötlich, gelblich oder blass? Glänzend oder stumpf? Trocken oder fettig? Gespannt oder teigig? Und in welchen Zonen besonders? Fallen Äderchen, Schatten, Flecken oder Pickel auf? Wie sehen die Falten aus und wo finden sie sich? Aus diesen vielen Fragen sowie der Betrachtung auch von Haaren und Nägeln entsteht für den in der Antlitzdiagnose erfahrenen Heilpraktiker schließlich ein Gesamtbild, aus dem er wichtige diagnostische und therapeutische Hinweise gewinnt.

- 2- - 2 - Zurzeit gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die die Antlitzdiagnose belegen. Erfahrene Heilpraktiker und ihre Patienten berichten aber immer wieder von wichtigen und behandlungsrelevanten Hinweisen, die über die Antlitzdiagnose möglich waren.

Möglichkeiten und Grenzen der Antlitzdiagnose
Die Antlitzdiagnose ist kein objektiv-wissenschaftliches Verfahren, sondern basiert auf dem Wissen und der persönlichen Einschätzung des damit erfahrenen Heilpraktikers. Der Zusammenhang zwischen einem Antlitzzeichen und einer Erkrankung ist zunächst immer nur eine These, die im Weiteren überprüft werden muss. Unter diesen Voraussetzungen jedoch ist die Antlitzdiagnostik ein wertvolles Instrument, um auf eine bestimmte Krankheitsveranlagung oder die Gesamtkonstitution (körperliche und seelische Widerstandskraft) eines Menschen hinzuweisen (Hinweisdiagnostik).

Desweiteren eignet sich die Antlitzdiagnose, um den Erfolg einer begonnenen Therapie zu kontrollieren. Zeigt die Therapie positive Wirkung, verschwinden oft die zuvor antlitzdiagnostisch sichtbaren Zeichen.

Als alleinige Diagnostik ist die Antlitzdiagnose nicht geeignet, die erhaltenen Hinweise bedürfen gegebenenfalls einer weiteren, auch schulmedizinischen, Abklärung. Eine akute Erkrankung, Erb- oder Impfschäden sind mit Hilfe der Antlitzdiagnose nicht zweifelsfrei zu diagnostizieren.