Vegetarische und vegane Ernährung

Konzept
Der Begriff „Vegetarismus“ entstand im England des 19. Jahrhunderts und bezeichnete eine Ernährungsweise, die bewusst auf Fleisch verzichtete. Ähnliche Ernährungskonzepte gab es allerdings schon sehr viel früher, oft als Bestandteil religiöser und philosophischer Strömungen, beispielsweise im antiken Griechenland oder in Indien.

In Deutschland begründeten Gustav Struwe (1805-1870) und Eduard Baltzer (1814-1887) die vegetarische Bewegung. Baltzer gründete 1867 seinen „Verein für natürliche Lebensweise“, der 1869 in „Deutscher Verein für naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ umbenannt wurde. Zu den prominenten Vertretern einer vegetarischen Lebensweise gehörten u. a. Mahatma Gandhi (1869-1948) und Albert Schweitzer (1875-1965).

„Vegetarisch“ leitet sich von „vegetare“ (lat. = beleben) und von „vegetus“ (lat. = frisch, lebendig) ab. Die Achtung vor dem Leben und lebenden Tieren spielt demnach eine zentrale Rolle bei der Auswahl der Lebensmittel: Auf Fleisch, Fisch und alle daraus produzierten Nahrungsmittel (z. B. Wurstwaren) wird verzichtet. Hinzu können gesundheitliche Überlegungen kommen - Studien (s. u.) besagen z. B., dass Vegetarier seltener an Übergewicht, Bluthochdruck etc. leiden. Aber auch ökologische Gründe (wie z. B. die Belastung der Umwelt durch Massentierhaltung) oder ethische Bedenken (wie z. B. die relativ ineffiziente Produktion von tierischen Nahrungsmitteln im Angesicht von Hungersnöten in der Dritten Welt) spielen oft eine Rolle.

Es gibt verschiedene Ausrichtungen und Mischformen vegetarischer Ernährungsformen, die drei größten sind:

  • Ovo-lakto-vegetarische Ernährung mit pflanzlichen Lebensmitteln und mit Produkten von lebenden Tieren wie z. B. Milch und Eiern („ovo“ = Ei, „lakto“ = Milch).

  • Lakto-vegetarische Ernährung mit Milch- und Milchprodukten, aber ohne Eier (als Vorstufe des Lebens).

  • Vegane Ernährung ohne tierische Lebensmittel (auch z. B. Eier, Milch oder Honig).

Eine solche Ernährungsweise setzt eine sorgfältige Beschäftigung mit der Zusammenstellung des Ernährungsplans voraus, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Veganer lehnen oftmals aus ethischen Gründen nicht nur tierische Nahrungsmittel ab, sondern auch Konsumgüter auf Basis von tierischen Erzeugnissen.

Ernährungsgrundlagen
Eine vegetarische Ernährung bedeutet nicht einfach nur den Verzicht auf Fleisch und Fisch! Von besonderer Bedeutung ist vielmehr die bewusste Auswahl (nach Möglichkeit aus kontrolliert-biologischem Anbau) und abwechslungs-reiche Zusammenstellung, um z. B. einen möglichen Vitamin- oder Eisenmangel auszuschließen. Hinzu kommen hohe Qualität und schonende Zubereitung. Bevorzugt werden viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen und hochwertige pflanzliche Öle mit überwiegend ungesättigten Fettsäuren. Als Ersatz für Fleisch und das darin enthaltene lebenswichtige Eiweiß kommen vermehrt Tofu und andere Sojaprodukte wie Miso oder Seitan zum Einsatz. Sie alle können auf unterschiedlichste Weisen zubereitet werden und einige von ihnen erinnern dann auch in Aussehen und Geschmack an Fleisch.

Anwendung
Eine ausgewogene, abwechslungsreiche, frische und qualitativ hochwertige Zusammenstellung der Nahrungsmittel wie sie bei der vegetarischen Ernährung vorgesehen ist, ist grundsätzlich empfehlenswert. Der Verzicht auf Fleisch senkt überdies automatisch die Aufnahme gesättigter Fettsäuren, die sich vermehrt in tierischen Fetten finden. Im Übermaß genossen, sollen sich diese nachteilig auf den Blutfett-Spiegel (Cholesterinspiegel) auswirken und die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.

Gegenanzeigen
Eine vegane Ernährungsweise ist weder für Kinder noch für stillende Mütter geeignet und kann auf Grund von Nährstoffmängeln zu schwersten Entwicklungsstörungen der Kinder führen (z. B. Störungen in der Entwicklung des Nervensystems!).